Kulturpreis | Erinnern für die Zukunft
Aufruf zur Herstellung von Erinnerungen
Bürgerinnen und Bürger jeden Alters in Herford entwickelt Texte – stellt Zäune und Balkone zur Verfügung – für eure Erinnerungen! Alle sind eingeladen sich gemeinsam auszutauschen – an Orten die bekannt gemacht werden – über das Leben – was war – was sein könnte – Kleinigkeiten – grosse Ereignisse – teilt sie mit – schreibt sie auf – und sie werden zu sehen sein – Erinnerungen sind unsere Gemeinsamkeiten – Erinnerungen sind Heimat – Heimat ist Erinnerung – sie stehen als Bilder neben- über- und untereinander in unseren Köpfen – sie sind zeitlos – manchmal wieder da – ungewollt – bilden neue Geschichten – gewollt – Kinder und Alte haben sie – nur die Alten ein paar mehr – machen wir die Bilder zu Sätzen – die dann sind – als Linien im Raum – als materialisierte Gedanken die mit Orten verbunden sind – Gedanken unterbrechen unseren Alltag – sie sind der Alltag – verändern wir den Raum – er wird als Erinnerung bleiben – bei Jungen und Alten – nutzen wir die vorhandenen Gegebenheiten – Fragmente wollen wir zulassen – Sätze vollenden sich erst im Kopf – wir wollen die Stadt durchwandern – sie soll unsere Geschichte ahnen lassen – es gibt eine Bedeutung – sie ist in unseren Köpfen – Worte haben eine Kraft – formt sie zu kurzen Episoden der Existenz …
HEIMat ist um die Ecke | Kreis Herford | Museum MARTa | 2013
Die Beteiligung am Projekt von Joachim Knobloch war durch einen Textbeitrag sowie die temporär erteilte Nutzungsoption eines privaten Balkongeländers oder einer Umzäunung möglich. Die Beiträge sind gekürzt und verdichtet worden. Texte wurden ohne Namensnennung genutzt – um eine fiktive kollektive Persönlichkeit zu konstruieren. An privaten und weiteren öffentlichen Orten wurden dann Schriftzüge – auf weissen Planen – angebracht. Realisiert wurde eine Strecke von 300 m Texbannern.
Im Herbst 2013 wurde das Projekt Erinnern für die Zukunft | HEIMat ist um die Ecke vor dem MARTa Herford eröffnet. Die Transparente waren vier Wochen lang im Herforder Stadtgebiet zu sehen. Im Vorfeld der Aktion rief der Künstler Joachim Knobloch in verschiedenen Medien zur Bürgerbeteiligung auf.
UND PAULA FRAGTE WOHER ALLES KOMMT … IM SCHATTEN DES ALTEN BAUMES SAH SIE FEEN UND ELFEN TANZEN. ES ROCH SO HERRLICH NACH SOMMER IM OTTO-WEDDIGEN-BAD. MIT OPA LEGE ICH DA EIN SPARGELBEET AN. SIE GEHT NOCH IN DER KLEINBAHN PUTZEN. MEIN NÄHKÖRBCHEN AUS STROH FÜR BROT. UND DAS SÜSSE LEBEN SCHMECKT UNS IN JEDEM ALTER … WIE WÄRE UNSER LEBEN – WENN ICH DA GEWESEN WÄRE? IM WARMEN JULIREGEN – IM ERBSENBEET … UNTERM ROTEN REGENSCHIRM DIE SÜSSEN GRÜNEN PERLEN PULEN. SIE MÖCHTE MORGEN DIE WASSERPROBE BESTEHEN … SIE HATTE MICH GLEICH HIER VERZAUBERT. WOGENDE GETREIDEFELDER UND LERCHEN … DAZU SAUERMILCH MIT STAMPFKARTOFFELN … UND SCHNELL ZU TANTE EMMA AM HOLLAND. AM KAUFHAUS KÖHLER STEHT DER ECHTE … IN BÜNDE HÄLT KEIN MILCHWAGEN MEHR AN. SIE WILL IN DEN MÜHLENTEICH SPRINGEN … BALD SIND UNSERE KARTOFFELFERIEN … DU HATTEST DIE OHREN VOLL LÄRM UND DIE LUNGEN VOLL STAUB … ALLES JEDOCH OHNE BITTERKEIT. WIRST DU MORGEN NOCH IN MEINE RICHTUNG FAHREN? AUF DER RÜCKFAHRT BIN ICH ANDERS MÜDE. VIELLEICHT FINDEN WIR UNTER DER BRÜCKE NOCH UNSERE ZEICHEN … ICH HABE NUR DIESES EINE UND NICHTS MIT BEINEN WAS WEGLAUFEN KANN … DIE SUPPE WAR WARM UND REICH AN FARBEN UND FORMEN. IN LÖHNE SAH ICH RAUCHENDE ENGEL. WO IST DAS NEUE MILCHHÄUSCHEN? AN DER ECKE LINKS ZUR GEFRIERSTATION …